Eisenberger Straße 57

„Hier leben, lieben und streiten Ute, Manfred, Alice und Therese Jaroch" - dies steht heute am Eingang des Wohnhauses der Familie.
Erbaut wurde das Haus 1836 - auf dem Ausschnitt unten des Dorfplanes rechts neben der 3 das letzte Haus an der Straße. (3 = Eisenberger Straße | 4 = Naumburger Straße | R = späterer Standort Rathaus)

Wilhelm Bauer (• 07.09.1875 Hermsdorf † 31.05.1948 Hermsdorf - Lehrer und Heimatforscher) befasste sich mit der Geschichte der Familie und dieses Hauses. Er hatte dort seine Kindheit verlebt.

Erbaut wurde es von Johann Gottfried Bauer, (• 09.03.1810 in Hermsdorf † 30. 04.1887). Nach seiner Konfirmation nahm ihn der Bauer und Landfuhrmann Johann Gottlob Klaus als Fuhrknecht in Arbeit. Im Jahr 1835 machte sich Johann Gottfried Bauer als Fuhrmann selbständig. Er heiratete die älteste Tochter seines Fuhrherrn, die Johanna Rosine (Rosel) Klaus. Der Schwiegervater schenkte dem jungen Paare einen langen Streifen Wald (Gelänge), der vom Raudenbach (heute: Rathausplatz) bis an die alte Straße (heute: Feuerwehr) reichte. Damals noch mitten in den Wald hinein ließ Johann Gottfried Bauer sein neues Haus im Jahre 1836 erbauen. Auf die Lehm- u. Strohwände des 1. Stockes setzen die Zimmerleute das schöne Fachwerk des zweiten Stockes auf.

Mit Eröffnung der Bahnlinie Gera Weimar (29.07.1876) begann der Niedergang der Fuhrleute.  
Johann Gottfried Bauer stellte sich um und wurde fahrender Handelsmann. Er verkaufte besonders Thüringer Erzeugnisse, wie Butter, gebackene Pflaumen, Kleesamen, Cervelat- und Salamiwürste, dies besonders in der Gegend zwischen Halle und Magdeburg.

Der Sohn von Johann Gottfried Bauer, Louis Bauer, wurde 1870 / 71 in den Krieg eingezogen und diente in Altenburg. Dieser errichtete 1879 die Scheune, die als Pferdestall, Wagenremise und Lagerstätte diente.

Haus Nummer 57
Eisenberger Straße - Foto ca. 1950

1 = Haus Nr. 58 (früher Bahnhofstr. 4) - im Haus waren: APAG, dann Eigentum der Stadt, danach Franz Mai, der seine
      Sattlerwerkstatt in der Scheune am Rathausplatz hatte, später Foto Eggert, Elektomeister Siegfried Kämmerer, Elektromeister Manfred Schwägerl und heute
      Elektromeister Thomas Schreck
2 = (früher Bahnhofstr. 15) Haus Nr. 57 - Eigentümer Sauer, heute Jaroch
3 = Haus 55 (früher Bahnhofstr. 13) - führer Werner Burgold, heute Fritzsche (Wohnhaus)
4 = Haus 53 (früher Bahnhofstr. 11) - früher Zimmermeister Albin Beyer, dann Eigentümer Fred Sachse
      Schlegel, dann Holzland Reisebüro Harald Keutsch, Thomas Haase, Steinmetz, heute Maik Töpel (Möbel)
5 = Haus 51 (früher Bahnhofstr. 9) Holzwaren Schröter siehe hier
6 = Haus 49 (früher Bahnhofstr.7) - früher Wittig heute zu 5
7 = Haus 47 (früher Bahnhofstr. 5) - früher Max Simon, dann Kurt Kahlert
8 = Haus 45 (früher Bahnhofstr. 3) im Foto oben nur Giebelecke erkennbar - früher Kurt Petzold (Kistentischler / Muldenhauer - Werkstatt im
      Hinterhaus), heute Tobias Merker und Büro Bestattungsinstitut.
9 = Haus heute abgerissen (früher Bahnhofstr. 1) - ursprünglich Gasthaus "Zur Guten Quelle" - später Willy Martin "Didid" Kolonialwaren,
      in der Aufnahme 1950 Konsum, Foto Fischer und ein Fischgeschäft - heute an dieser Stelle eine Parkfläche für die Haus Nr. 45.

Eisenberger Straße - Foto 2005
2005

1991 restaurierte Manfred Jaroch die Fassade der Scheune. Das heutige Grundstück ist ca. 1100 Quadratmeter groß. Es reicht von der Eisenberger Straße bis zum City Point  und umfasst das Wohnhaus mit Ladenfläche, die Scheune und ein Gartengrundstück. Wenn man vor dem Haus steht grenzt auf der linken Seite das Grundstück der Familie Fritsche und auf der rechten Seite das Haus von Foto Karsten an. Im Laufe der Zeit fanden verschiedene Umbauarbeiten am Haus statt. 1983 kauften Ute und Manfred Jaroch das Haus von Frau Sauer, die eine Urenkelin von Johann Gottfried Bauer war. Nach dem Kauf wurde ein Bad im Erdgeschoss eingerichtet, und die Alkoven (Nebenraum, Bettnische) im heutigen Wohnzimmer beseitigt, indem aus den Wänden der Lehm herausgenommen wurde und das Fachwerk erhalten blieb. Der Wohnraum wurde somit vergrößert. Eine Heizung wurde eingebaut und das Dach des Wohnhauses wurde in den 90er Jahren neu gedeckt. Viel Schutt wurde aus dem Haus getragen und Mängel beseitigt.

Im Laufe seiner Hausgeschichte wurde die Straße mehrfach umbenannt:

  • bis 1872  gab es keine Straßennamen, u. a. wegen der Häufigkeit der Familiennamen (Plötner, Bauer usw.) waren  Spitznamen im Gebrauch. Familie Bauer trug den Spitznamen. Die heutige Alte Regensburger Straße erhielt als erste Straße den Namen Ernststraße (Besuch Herzog Ernst).
  • nach 1872 - erste Straßenbezeichnung Bahnhofstraße.
  • ab 21.12.1951 - Josef-Stalin-Straße
  • 1956  - Friedrich-Engels-Straße
  • seit 1990 - Eisenberger Straße

Im Haus befand sich schon immer ein Geschäft, wobei dieses am Beginn als Fuhrgeschäft geführt wurde. Mit einem Leiterwagen wurden Waren über die Grenzen Thüringens hinaus gebrachte.

Um 1900 wurde im Haus ein erster Lebensmittelladen eingerichtet. 1928 führt die Witwe von Louis Bauer dort einen Kolonialwarenladen und eine Kohlehandlung.
Die HO (Handelsorganisation) übernahm den Laden Anfang der 50er-Jahre. In den 1960er Jahren wurden die Schaufenster eingebaut. Die Verkaufsstelle war die erste Selbstbedienungsverkaufsstelle HO "Hol Fix". Ende der 1970er-Jahre und Anfang der 80er-Jahre wurde das Geschäft zu HO „Delikat". Hochwertige Produkte, wie Wein, Spirituosen, Kaffee, Schokolade, Wurst und Fleisch wurden nun verkauft.

Nach der Wende eröffnete „elektronic Stadtroda" ein Elektronikfachgeschäft. Heute befindet sich dort das Büro der Ute Jaroch Sachverständige für Wärme- u. Feuchteschutz.

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